Sonntag, 14. Oktober 2007

Erdbeben

Was man nicht alles in 2 Wochen auf Taiwan erleben kann. Kaum war der Taifun überstanden, hab ich dann auch schon ein Erdbeben miterleben dürfen. Aber fangen wir doch erstmal von vorne an. Der Taifun hat sich an der Ostküste festgehalten und dort mächtig viel Wasser gelassen . Auf Grund des Bergmassives in der Mitte der Insel, war der Wind hier nicht so extrem, wobei auf dem Weg zur Arbeit am Montag genug Bäume umgeknickt waren, und zahlreiche Leute damit beschäftigt waren diese dann wieder zu beseitigen. An der Ostküste sah das ganze ein Stück schlimmer aus, aber dazu komme ich später. Von der Arbeit selber kann ich nicht viel neues Berichten, wäre denke ich auch zu langweilig. Klar war das Thema Taifun in aller Munde, und es wurden auch Vergleiche zu unserem Orkantief "Kyrill" Mitte Januar gezogen, den ein paar Mitarbeiter in Dresden erlebt haben. Glücklicherweise war der Donnerstag ein Feiertag, was für die Mitarbeiter bei Macronix bedeutete, dass sie frei hatten. Warum ich das so speziell schreibe? Die Geschäfte an sich haben an so einem Tag nicht unbedingt zu. Zur Geschichte des Feiertags ist folgendes zu sagen. Es ist der Revolutiontag, da am 10.10.1911 der letzte Kaiser der Ching-Dynastie zum Abdanken gezwungen wurde. Im Fernsehen konnte ich dann die große Militärparade verfolgen, die in Taipeh stattgefunden hat. Ich hatte frei, also habe ich ein Taxi genommen und bin in die Stadt gefahren. Mit dem Bus hatten wir leider noch nicht ganz klären können, wann da einer kommt. Mit der Karte bestückt, die mir ein Arbeitskollege mal so neben der Arbeitszeit besorgt hat, bin ich den Sehenswürdigkeiten gefolgt, die mir mein Reiseführer sowie Mitarbeiter empfohlen haben. Die erste Station führte mich ins Glasmuseum. Gut das hatte wohl seine besten Tage schon hinter sich, konnte aber durch ein paar sehr interessante Objekte beeindrucken. Leider scheint es hier üblich zu sein, nicht in Museen fotografieren zu dürfen, sodass ich leider keine Bilder machen konnte. Der nahgelegene kleine Park bot vielen Familien eine grüne Oase, von der sonst sehr eng bebauten und unbegrünten Stadt. Den nahegelegenen Zoo hab ich mir nicht angetan, da schon mein Reiseführer davon abgeraten hatte. So zog es mich in die Innenstadt, was hier bedeutete entlang der Straße ohne Fußweg zulaufen. Naja man gewöhnt sich langsam dran, aber sicher fühle ich mich dabei nicht. Das historische Eingangstor habe ich auch recht schnell gefunden, und habe festgestellt , ich bin da mit dem Auto schon 2 mal vorbeigefahren ohne es mitzubekommen. So niedrig wie das gebaut ist, ist das ja auch kein Wunder. Den Einkaufsladen zu finden, in dem ich vorletztes Wocheende schon mal war, erwies sich da schon als wesentlich schwerer. Bei den vielen kleinen Gassen hat es eine Weile gebraucht, ehe ich es gefunden habe. Auf den Weg dahin, bin ich sogar noch über eine Bäcker gestolpert, der mit deutscher Werbung auf sich aufmerksam macht. Leider konnte dieses Brot absolut nicht überzeugen und hab die Idee meinen Arbeitskollegen davon etwas mitzubringen dann verworfen. In der großen Einkaufspassage habe ich mir dieses mal ein wenig mehr Zeit genommen um zu schauen, was ich hier alles so bekommen kann. Zu meinem Glück, gab es viele kleine Kostproben, die mir sehr gut geschmeckt, bis auf ein asiatisches Bier. Es sah zwar genauso aus wie ein deutsches, geschmeckt hat es aber absolut nicht. Riesaer Nudeln hab ich entdeckt, die ich aber leider hier im Wohnheim nicht zubereiten kann, da ich hier keine eigene Küche habe. Ansonsten gibt es hier recht preiswert Sushi. Bevor ich dann wieder nach Hause gefahren bin, hat es mich dann noch einen Markt verschlagen, der hier irgendwie ganz anders ist, als wir ihn kennen. Es ähnelt eher einen Rummel, so mit kleinen Attraktionen für Kinder, Zuckerwatte, Eis, Sachen, Blumen, jede Menge an Imbissständen und auch Kleintier kann man hier erwerben. Der Donnerstag brachte dann noch eine kleine Überraschung. Während eines Gesprächs mit einem Mitarbeiter fing die Erde für ein paar Sekunden an zu beben. Es war "nur" ein Erdbeben mit dem Wert 2 auf der Richterskala. Allerdings befinde ich mich auf Arbeit in der 7. Etage, was dazu führt, dass man das Erdbeben doch ein wenig mehr spürt. Den Ruck den man verspürt ist ähnlich dem, wenn man im Auto sitzt und es aus sehr langsamer Geschwindigkeit plötzlich zum stehen kommt. Es folgten dann noch ein paar kleinere Bewegungen. Aber , und das machte die Situation so amüsant für mich, ohne wirklich das Gespräch zu unterbrechen sagte mein Mitarbeiter, oh ein Erdbeben, und redete weiter. Gut für die war es ja schon gewöhnlich, aber für mich verständlicherweise irgendwie nicht. Die Natur bekam ich hier also in 2 Wochen die ich hier war gleich 2 mal auf ihre Art und Weise zu spüren. Für den Samstag bekam ich dann noch das Angebot in der Nähe von Taipeh einen der ältesten Daoisten-Tempel zu besuchen und noch ein Keramikmuseum. Mein Arbeitskollege hat mich da am Samstag kurz nach dem Aufstehen abgeholt und sind dann gemeinsam nach Taipeh gefahren um seine Freundin abzuholen. An der Tempelanlage haben wir uns dann noch mit weiteren Freunden von ihnen getroffen, was uns einen sehr lustigen und unterhaltsamen Nachmittag bescherte. Der Tempel selbst wird gerade rekonstruiert und ist vorallem durch die extrem vielen goldverzierten und filigranen Arbeiten beeindruckend. Eine renovierte Straße in der Nähe mit vielen traditionellen Geschäften lud so eine lustige Gruppe zu allerhand Blödsinn, trotz Regenwetters, ein. Nach dem Besuch im Keramikmuseum, was die Geschichte der chinesischen Töpferkunst beinhaltete sind wir noch an die Ostküste gefahren und haben uns Yilan City angeschaut. Leider war nun schon dunkel. Man muss bedenken, dass hier schon 18 Uhr Sonnenuntergang ist, und die Sonne dann auch wirklich recht schnell untergeht. Aufgrund der Dunkelheit hat nicht mehr viel von der Stadt gesehen, sodass wir beschlossen haben in das angrenzende Berggebiet zu fahren und uns die Stadt von oben anzuschauen. Hier hat man dann noch recht deutlich die Auswirkungen des Taifuns gesehen und man ist noch bemüht einige Straßen von Geröll frei zuräumen. Aber der Anblick von Yilan, bei Nacht wo man bis zum Ozean schauen kann, entschädigt einen ganz. Nach der Rückfahrt konnte man dann nur noch müde ins Bett fallen und schlafen.

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